Die Mehlbeere - Baum des Jahres 2024

Echte Mehlbeere, Baum des Jahres 2024, Bildautor: Jürgen Blümle

Die Dr. Sylvius Wodarz Stiftung kürt seit vielen Jahr eine heimische Baumart zum Baum des Jahres.
Die Wahl für 2024 fiel dabei auf die echte Mehlbeere (Sorbus aria). Die Mehlbeere ist neben Speierling, Elsbeere und Vogelbeere (auch als Eberesche bekannt) eine von 4 heimischen Sorbus-Arten. Sie kommt natürlich von Süd-, über West- und Mitteleuropa bis nach Südskandinavien vor.

Viele Menschen werden die Mehlbeere allenfalls als Stadtbaum kennen, wo sie wegen ihrer Trockenheitstoleranz und ihrem attraktiven Aussehen in den letzten Jahrzehnten gerne angepflanzt wurde. Dabei kommt sie in vielen unserer Laubwälder vor, bevorzugt auf eher trockeneren Standorten, oft auf kalkhaltigen Böden. So findet man sie häufiger in sonnigen Lagen von Eichen- und Buchenwäldern, auf Steinriegeln und Felsen. Aber auch im alpinen Bereich bis 1600m Höhe, mit Buchen, Bergahorn und Vogelbeeren vergesellschaftet, ist sie recht häufig. In den Bergwäldern wird sie auch gezielt zum Lawinenschutz gepflanzt, da sie in der Lage ist, auch auf felsigem Untergrund sehr tief zu wurzeln. Mehlbeeren werden bei uns 150 bis 200 Jahre alt.

Es liegen Beobachtungen vor, nach denen auf Standorten, wo Eiche, Buche und Kiefer in den vergangenen Jahren unter Hitze und Trockenheit litten, die dortigen Mehlbeeren meist vitaler waren und kaum Stresssymptome zeigten. Dazu liegen derzeit noch keine Forschungsergebnisse vor, doch deuten solche Beobachtungen darauf hin, dass die Mehlbeere eine wichtige Rolle im Wald der Zukunft spielen kann.

Wirtschaftlich ist die Bedeutung gering, die Bäume werden unter idealen Bedingungen maximal 15-20 Meter hoch und kommen nur vereinzelt in den Wäldern vor. Dadurch ist die Menge des gehandelten Rohholzes sehr gering, dabei liefert die Mehlbeere ein sehr hochwertiges Holz. Es ist beliebt bei Schnitzern und Drechslern, weil es trotz der immensen Härte und Zähigkeit durch seine feinfaserige Struktur gut zu bearbeiten ist und sehr glatte Oberflächen entstehen. Das Holz ist dem Birnbaumholz ähnlich und wird wie das Holz seiner Verwandten, der Sorbus-Arten, als „Schweizer Birnbaum“ gehandelt.

Für den Naturschutz hingegen sind die Mehlbeeren sehr wertvoll. So leben an den Sorbus-Arten insgesamt über 150 Insekten- und Milbenarten, vor allem aber bieten die Früchte eine beliebte Nahrung für viele unserer Vogelarten. So wurden an den reifen Fruchtständen schon Amseln, Drosseln, Rotkehlchen, Mönchsgrasmücken, Stare, div. Rabenvögel, Ringeltauben, Dompfaffen, div. Finken und Meisen beobachtet.
Diese Attraktivität der Früchte fördert auch die Verbreitung der Baumart, so können sich Mehlbeeren auf entstandenen Kahlflächen oder Waldrändern neu ansiedeln.

Der Name „Mehlbeere“ stammt vermutlich von einer Verwendung der Früchte in Notzeiten. Die getrockneten Früchte wurden gemahlen und beim Brotbacken dem Mehl beigemischt, was eine leichte Süße ergab und vielleicht auch für eine längere Haltbarkeit des Brotes sorgte.

Mehlbeere Blätter, Früchte, Bildautor: Christoph Josten


Der Baum lässt sich über das Sommerhalbjahr hinweg ganz gut erkennen. Im Frühjahr treiben die jungen Blätter und Triebe aus und sind dabei dicht silbrig behaart. Diese Behaarung verschwindet nach und nach, bleibt aber auf den Blattunterseiten als Verdunstungsschutz erhalten. Die Blätter sind bei einer Länge von 6 bis 12 Zentimetern elliptisch und der Blattrand ist ungleichmäßig doppelzahnig eingeschnitten.




Früchte der Mehlbeere
Früchte der Mehlbeere, Bildnachweis: Florian Stahl

Im Mai bis Juni bilden sich doldenartige, bis zu 10 cm große Blütenstände, die weiß bis cremefarben blühen. Daraus reifen ab August die Beeren - kleine Äpfelchen - mit bis zu 15mm Größe heran, sie färben sich über den Herbst gelbrot bis scharlachrot.
[Der Vergleich mit Äpfeln kommt nicht von ungefähr, so gehören die Sorbus-Arten wie Apfel, Birne und Quitte zur Unterfamilie Kernobstgewächse in der Familie der Rosengewächse.]
Die Früchte bleiben oft den ganzen Winter an den Zweigen.

Weiter Informationen zur Mehlbeere und weiteren Sorbus-Arten finden Sie auch unter folgenden Links:

Mehlbeere Baum des Jahres 2024

Sorbus-Vielfalt in Bayern