Kultursicherung – was folgt den Pflanzungsarbeiten?

Der alte Wald ist geräumt, das Holz ist verkauft. Auch die Pflanzen sind gesetzt und eventuell Wuchshüllen oder Wildschutz angebracht. Die Arbeit ist getan, der neue Wald kann wachsen.

Stimmt das? Nur an wenigen Stellen kann man tatsächlich erst einmal die Beine hochlegen. Meistens aber muss die junge Kulturen noch intensiv auf ihrem Weg begleitet werden. Kultursicherung nennt man diese Arbeitsphase. Das wesentliche Ziel ist es, die Pflanzen im dichten Schluss groß zu ziehen. Nur so kann später wertvolles, astfreies Holz entstehen. Dabei sind Hemmnisse zu überwinden:

Gefährdungen
Zum einen können die jungen Pflanzen durch Hitze oder Frost absterben. Auch Schneedruck spielt eine Rolle. Insekten, Pilze und Mäuse können gravierende Schäden verursachen. Bei größerem Ausfall muss nachgepflanzt werden.
Vor allem aber machen andere Pflanzen den jungen Bäumchen Konkurrenz. Allen voran die Brombeere. Aber auch Gras, Holunder oder Weidengebüsch können dominant werden, Schatten werfen und das Baumwachstum einschränken. Das sollte zunächst genau beobachtet werden.
Ein geringes Maß an Konkurrenz kann nämlich sogar wachstumsfördernd sein: Die Begleitvegetation kann dafür sorgen, dass die Flächen weniger stark austrocknen und die Jungbäume von einer besseren Wasserversorgung profitieren. Erst bei großer Bedrängnis muss also geholfen werden.

Welche Methoden kommen zum Einsatz?
Gras kann oft einfach heruntergetreten werden. Gerade im Herbst genügt dies meist, um das Risiko von Schneedruck zu vermindern.
In der Regel werden aber Gerätschaften genutzt:
Eine Sense sollte ein Blatt von maximal 50cm haben, um gezielt und sorgsam eingreifen zu können. Hier besteht ein großes Risiko, die Jungbäume mit abzumähen. Gezielt kann mit der Einhand- oder Zweihandheppe gearbeitet werden, wenn schwächere Gehölzpflanzen aber auch Brombeere entfernt werden müssen. Erheblich leistungssteigernd gegenüber der reinen Handarbeit sind motorisierte Freischneider. Ob mit Sägeblatt ausgerüstet für den Einsatz bei stärkerem Gehölz (bis etwa 7cm Durchmesser) oder mit Häckselmesser oder Dickichtmesser bei Brombeere, filzigem Gras und Gestrüpp. Aber auch hier gilt es, durch sorgsamen Einsatz der Maschinen Schäden zu vermeiden. In unübersichtlichen Kulturen empfiehlt sich die Markierung der Bäumchen vor dem Freischneiden. Der Einsatz des Nylon-Fadens hat sich im Wald kaum bewährt.

Flächig oder punktuell?
Ein flächiges, komplettes Freischneiden ist nicht erforderlich. Es genügt in der Regel, die Pflanze auszukesseln, oder nur in der Pflanzgasse zu arbeiten. Dann bleibt der Boden der Kultur weitgehend bedeckt und trocknet weniger stark aus. Auch finden sich so Nahrung für Wildtiere und Lebensraum für zahllose Insekten.

Zeitpunkt
Das Frühjahr und der Frühsommer sind die Hauptwachstumszeiten für die Pflanzen. Auch die Konkurrenzflora wächst in dieser Zeit am stärksten und schränkt das Baumwachstum in dieser wichtigen Phase ein. Deshalb sollte man die ersten Maßnahmen spätestens im Juni durchführen. Vor dem Winter sollte sichergestellt sein, dass die Nachbarpflanzen unter Schneelast keine Bäume umdrücken können

Sicherheit
Ganz wichtig ist es, die vollständige Schutzkleidung einschließlich Gesichtsschutz mit Schutzbrille und den Gehörschutz zu tragen. Die Verletzungsgefahr beim Einsatz der Freischneider durch herumfliegende Steine und Pflanzenteile ist erheblich. Ein großer Sicherheitsabstand zwischen Personen ist erforderlich.
 
Verbiss durch Rehwild und Hasen
Die größte Gefahr für die neuen Kulturen ist der Verbiss besonders durch Rehwild, aber auch durch Hasen. Bei ungeschützten Pflanzen ist die regelmäßige Kontrolle der Verbissbelastung notwendig. Drohen mehr als 10 bis 20 Prozent der Pflanzen aufgrund abgebissener Terminaltriebe (das sind die oberen Baumspitzen) zurückzubleiben, müssen Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Dann ist auch ein Gespräch vor Ort mit den Jagdpächtern sinnvoll. Aber dazu mehr in einem anderen Newsletter.

"Handwerkszeug": Freistellungssense, Zweihandheppe, Heppe und Schere für Zwieselschnitte.
"Handwerkszeug": Freistellungssense, Zweihandheppe, Heppe und Schere für Zwieselschnitte. Bildnachweis: Gert Schneider, Stadt Engen
Freischneider mit Tragegestell und Häckselmesser, daneben Sägeblatt und Dickichtmesser, Gesichts- und Gehörschutz
Freischneider mit Tragegestell und Häckselmesser, daneben Sägeblatt und Dickichtmesser, Gesichts- und Gehörschutz.    Bildnachweis: Gert Schneider, Stadt Engen