Das kleine Einmaleins der Waldarbeit

Stockbild einer gefällten Eiche mit Herz-Stechschnitt
Stockbild einer gefällten Eiche mit Herz-Stechschnitt Bildnachweis: Kreisforstamt 

Der Holzeinschlag ist zu dieser Jahreszeit in vollem Gange, weshalb die Bedeutung der Arbeitssicherheit in der Holzernte für uns besonders in den Fokus rückt.

Trotz der steigenden Schadholzmengen sinken erfreulicherweise die Unfallzahlen bei der Waldarbeit jährlich. Während 2020 4834 Unfälle registriert wurden, waren es 2021 mit 4084 deutlich weniger. Laut Unfallstatistik besteht das größte Risiko darin von herunterbrechenden Ästen oder Baumteilen getroffen zu werden. Im Jahr 2021 starben laut SVFLG 26 Personen, 18 davon wurden von Baumteilen erschlagen. Gefährlich bei der Waldarbeit ist außerdem der Waldboden. Stolpern, rutschen und fallen ist die Ursache von einem Viertel der Unfälle.
Zurückgeführt werden die sinkenden Unfallzahlen zum einen auf den steigenden Technikeinsatz und zum anderen auf die präventiven Tätigkeiten der Branche. Eine gute Vorbereitung und eine sachkundige Durchführung reduzieren das Unfallrisiko daher deutlich. 

Die folgenden Vorkehrungen sollten durch die im Wald Arbeitenden im Voraus getroffen werden:

  1. Information über der nächsten Rettungspunkt
    Die Beschreibung des genauen Unfallsorts im Wald per Notruf ist für die Einsatzkräfte des Rettungswagens bzw. der Leitstelle nur schwer nachzuvollziehen. Aus diesem Grund besteht deutschlandweit ein Netz von Rettungspunkten. Im Landkreis Konstanz wurden alle Rettungspunkte 2022 überarbeitet und den Rettungsleitstellen mitgeteilt. Wird den Leitstellen beispielsweise beim Absetzten des Notrufs mitgeteilt, dass der Treffpunkt der Rettungspunkt KN 129 ist, wissen diese sofort dass Sie zum Karl-Wolff Schießstand in Radolfzell fahren müssen. Eingesehen können die Rettungspunkte schnell und einfach über die das Geoportal des KWF Rettungspunkte – KWF 2030 (kwf-online.de) oder die App Hilfe im Wald .
  2. Rettungskette sicherstellen
    Oftmals ist es den Verunglückten im Wald aufgrund des Verletzungsgrades oder der fehlenden Netzabdeckung nicht möglich selbst Hilfe zu holen. Im schlimmsten Fall müssen von einer zweiten Person lebenserhaltende Maßnahmen durchgeführt werden. Unsere Waldarbeiter müssen bei Arbeiten in der Holzernte daher mindestens zu zweit, besser zu dritt sein. Bei Arbeiten im dreier Team kann einer beim Verletzten bleiben und der andere den Rettungswagen am Rettungspunkt in Empfang nehmen. Im eigenen Privatwald darf grundsätzlich auch allein gearbeitet werden, wir empfehlen jedoch unbedingt zu zweit bzw. zu dritt zu arbeiten. Wichtig ist außerdem vor Beginn der Arbeiten zu überprüfen, ob am Arbeitsort Handyempfang vorhanden ist. Falls nicht, muss der nächste Punkt in Reichweite ausfindig gemacht werden an welchem ausreichend Netzabdeckung vorhanden ist.
  3. Ausrüstung
    Zuallererst muss der Wald begutachtet werden. Vor Beginn der Arbeit sollte stets gut überlegt werden welche technische Ausrüstung wie Motorsäge, Keile, Fällheber oder Winde benötigt wird.
    Die Unfallverhütungsvorschriften besagen, dass bei Arbeiten im Wald folgende Schutzkleidung getragen werden muss:
    1. Schutzhelm mit Gesichts- und Gehörschutz
    2. Schutzjacke mit heller Warnfarbe
    3. Schnittschutzhose
    4. Forstsicherheitsschuhe (mit Stahlkappe), -gummistiefel
    5. Schutzhandschuhe
  4. Absicherung des Gefährdungsbereichs
    Es ist unentbehrlich vor Beginn der Fällung sicherzustellen, dass sich niemand im Gefährungsbereich befindet. Aus diesem Grund müssen sich in Reichweite befindende Wege unbedingt abgesperrt werden. Auch Trampelpfade müssen vorsichtshalber abgesperrt werden.
  5. Baumbeurteilung
    Am wichtigsten bei der Fällung ist die vorausgegangene, ausführliche Baumbeurteilung. Die relevantesten Punkte bei der Baumbeurteilung und Bestimmung der Fällrichtung werden in der Informationsbroschüre der SLVFG dargestellt.
    Im Laubholz ist die Bestimmung des Kronenschwerpunkts aufgrund der ausladenden Äste oftmals deutlich schwerer als im Nadelholz. Die Beurteilung muss deshalb sehr sorgfältig durchgeführt werden.
    Auf Grundlage des Baumdurchmessers und des Schwerpunkts wird die richtige Fälltechnik (PDF / 447 KB) und die passenden Hilfsmittel bestimmt.
    Bei hängenden Bäume welche in eine bestimmte Fällrichtung gefällt werden sollen, muss seilunterstützt gefällt werden. Bei stark ausgeprägten Totästen im Kronenbereich und Gefährdungen in der Nähe des zu fällenden Baumes steht die Arbeitssicherheit im Vordergrund. Damit sich der Fällende während der Baum zu Boden fällt nicht in Gefahr begibt, ist hier ebenfalls eine seilunterstützte Fällung notwendig. Im hinterlegten Youtube Video wird die Anbringung des Seils beschrieben.
  6. Anlegen der Rückweiche
    Ein wichtiger Aspekt nach der Festlegung der Fällrichtung bei der Baumfällung ist das Anlegen einer Rückweiche (JPG / 61 KB). Während der Baum fällt hat der Fällende so die Möglichkeit sich möglichst schnell, ohne große Hindernisse, aus dem Gefahrenbereich zu begeben. Früher war die Lehrmeinung, dass die Rückweiche im 45 Grad Winkel zur Fällachse nach hinten angelegt werden. Heute wird an der Waldarbeitsschule in Königsbronn gelehrt, dass bei der Rückweiche die Entfernung zum Baum deutlich bedeutender ist als die Richtung.
  7. Fällung des Baums
    Nachdem alle vorbereitenden Arbeiten erledigt wurden, kann mit der Fällung (PNG / 173 KB) begonnen werden. Sollte sich der Baum trotz guter Vorbereitung an einem anderen Baum aufhängen, muss der Baum fachgerecht zu Fall gebracht werden. Der Baum kann entweder mit einem Wendehaken abgedreht werden oder seilunterstützt abgezogen werden.
    Der Hänger darf dabei unter keinen Umständen bestiegen werden. Aufhaltende Äste oder Bäume dürfen nicht gefällt werden. Abklotzen und Abschießen des Hängers mit einem weiteren Baum sind ebenfalls verboten.