Wald und Klimawandel

Grafik mit Balken Diagramm, welches Die Grafik zeigt die Entwicklung des Holzeinschlags nach Nutzungsursachen im Landkreis Konstanz für den Zeitraum 2014 bis 2023.
© Kreisforstamt
Holzeinschlag nach Nutzungsursachen im Landkreis Konstanz

Der Klimawandel wird nicht mehr erwartet. Er findet bereits statt. Die Extremtemperaturen der vergangenen Sommer bei lange anhaltenden Trockenphasen bringen viele Baumarten auch im Landkreis Konstanz an ihre Überlebensgrenzen. Auf dem Bodanrück werden die Kronen vieler Buchen trocken, manche der Bäume müssen eingeschlagen werden. Im Bereich Tengen sind besonders starke Käferschäden zu verzeichnen, die Esche wird von einem kleinen Pilz im gesamten Landkreis existenziell bedroht. Die Grafik zeigt, wie sehr die Waldbewirtschaftung in den vergangenen Jahren von Schadereignissen geprägt wurde. Nur die blauen Säulenanteile sind reguläre Holznutzungen, alles andere sind Schadhölzer.

Die Baumartenzusammensetzung und die Produktionskraft unserer Wälder werden sich in den kommenden Jahrzehnten stark verändern. Die Waldbesitzer und die Forstleute versuchen die Entwicklung zu Baumarten zu lenken, die gegenüber Trockenheit und Hitze toleranter sind. Die waldbaulichen Entscheidungen heute beeinflussen den Aufbau unserer Wälder für einen sehr langen Zeitraum, sind aber mit großen Unsicherheiten verbunden. Vielfalt, Mischung und Strukturvielfalt sollen verbessert werden, um stabile Waldökosysteme zu etablieren.

Klimawandel bedroht Klimaschützer

Der bewirtschaftete Wald bindet große Mengen Kohlendioxid (CO2) sowohl im Holz als auch im Bodenhumus. Er reduziert also die Menge der Treibhausgase und wirkt so dem Klimawandel entgegen. Im Urwald allerdings ist auf lange Frist die Bilanz an CO2 Bindung und CO2 Freisetzung ausgeglichen. Der Wald wirkt aber auch direkt und vor Ort klimaausgleichend. Im Wald ist es immer kühler als auf der Freifläche, Wald sorgt im städtischen Umfeld für Frischluftschneisen und als Barriere für Staub und für andere Immissionen.

Von Trockenheit egschädigter Baum

Die extremen Temperaturen der Jahre 2018 bis 2023 haben aber gezeigt, wie verletzlich der Wald gegenüber Hitzewellen ist. Für die Baumart Fichte war das wenig überraschend. Hier haben bereits die letzten Jahrzehnte gezeigt, wie sehr der Borkenkäfer in Trockenjahren die Bestände gefährdet. Das Ausmaß der Schäden in den vergangenen vier Jahren war allerdings beispiellos. Besonders beunruhigend sind Ausfälle an Buche, die bislang als Stabilitätsfaktor im Klimawandel galt. Die Kronen älterer Bäume haben an vielen Orten der starken Sonneneinstrahlung und der Trockenheit nicht standgehalten und sind abgestorben. Manche Bäume haben sich wieder erholt und neues Blattwerk gebildet, viele haben jedoch nicht überlebt. Andere mussten aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Bei der Buche wie bei vielen anderen Baumarten führt der Trockenstress zusätzlich zu einer stark erhöhten Anfälligkeit gegenüber Schadinsekten und gegenüber Pilzerkrankungen. Außerdem werden auch künftig häufiger auftretende Starksturmereignisse den Wäldern zusetzen

Es steht zu befürchten, dass weitere Hitzeperioden das Wetter der Zukunft bestimmen werden. Politisch wurde eine maximale Erhöhung der Durchschnittstemperatur um 1,5 Grad Celsius vorgegeben. Viele Wissenschaftler bezweifeln, dass das gehalten werden kann. Nach dem derzeitigen Stand der Emissionen an CO2 wird eine Erwärmung von über drei Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts vorhergesagt. Dies bedingt erhebliche Veränderungen in der Baumartenzusammensetzung und eine Verminderung der Vitalität unserer Wälder. Die Fichte wird sich in den tieferen und mittleren Lagen nicht halten können und auch die Tannenanteile werden zurückgehen. Selbst die Buche muss auf den trockeneren Standortseinheiten ersetzt werden.

Heimische Baumarten wie Eiche, Hainbuche, Linde oder Feldahorn und Elsbeere könnten an Bedeutung gewinnen. Es sollen aber auch Baumarten aus anderen Ländern mit voraussichtlich höherer Trockenheitstoleranz eingesetzt werden. Douglasie und Roteiche haben sich bereits bewährt, andere Baumarten werden getestet.
 
Die Wuchskraft der Wälder, damit auch deren ökonomische Bedeutung wird insgesamt zurückgehen. Wichtig bleibt, die Voraussetzung für stabile Waldökosysteme zu schaffen. Vielfalt, Mischung und Strukturreichtum sind hierfür entscheidend. Der Umbau der Wälder hat bereits begonnen. Er muss trotz vieler Ungewissheiten entschlossen fortgesetzt werden.

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