Archäologische Ausgrabung an der B33 bei Allensbach beendet

Zwei Personen sitzen vor einem mit Steinen begrenzten Rechteck
Grabungsleiter Simon Rottler und Kreisarchäologe Dr. Jürgen Hald (re.) vor einem freigelegten Grab der mittleren Bronzezeit um 1600/1500 v. Chr. bei Allensbach.
Bildnachweis: Heiko Glunk

Auf einer etwa 1,5 Hektar großen Fläche zwi­schen Allensbach und Hegne wurden von Ende Januar bis Ende März 2024 archäologische Ausgrabungen unmittelbar nördlich der bekannten Fund­stelle der Richtstätte von Allensbach durchgeführt. Dabei bargen Archäo­logen und Archäologinnen seltene Gräber der Bronze- und Eisenzeit aus dem zweiten und ersten Jahrtausend v. Chr.

Diese sogenannte Baustelleneinrichtungsfläche oberhalb der Abfahrt Al­lensbach Ost wird im Zuge des Ausbaus der B33 für den Bau des künftigen Röhrenbergtunnels bei Allensbach sowie den Tunnelbau bei Hegne benö­tigt. Bereits 2020 kamen am Rand dieser Fläche erste Gräber aus der früh­keltischen Eisenzeit beim Bau eines Radwegs zum Vorschein. In enger Ab­stimmung der Neubauleitung Singen des Regierungspräsidiums Freiburg mit der Kreisarchäologie des Landratsamtes Konstanz und dem Landesamt für Denkmalpflege wurde daher schon im Herbst 2023 auf der künftigen Bau­stelleneinrichtungsfläche die Humusschicht abgetragen, damit im Falle ar­chäologischer Funde Zeit zur Dokumentation und Bergung der Artefakte bleiben würde. Dabei konnte die Kreisarchäologie bereits sechs Gräber aus der Eisenzeit, circa 800 bis 400 v. Chr., bergen. Da sich darüber hinaus auf Luft­bildern zahlreiche kreisrunde Strukturen als letzte Reste von einplanier­ten Grabhügeln abzeichneten, wurde die archäologische Fachfirma Ar­chaeotask GmbH von der Neubauleitung Singen des Regierungspräsidiums Freiburg mit der Untersuchung der Fläche unter der örtlichen Leitung von Simon Rottler beauftragt. Fachlich wurden die Arbeiten eng von Kreisar­chäologe Dr. Jürgen Hald begleitet.

Trotz der oft starken Niederschläge und des am Hang austretenden Schicht­wassers konnte das Grabungsteam in acht Wochen die Reste von mindes­tens 15 Grabhügeln, die möglicherweise entlang eines alten Weges aufge­schüttet waren, dokumentieren. Zwei der Grabhügel waren von kreisrun­den Begrenzungsgräben umgeben. Im Zentrum der vermutlich im 19. Jahr­hundert eingeebneten Hügelgräber kamen teils kleine, mit Steinen einge­fasste Grabkammern zutage. Neben unterschiedlich gut erhaltenen Skelett­gräbern wurden auch eisenzeitliche Brandbestattungen mit Keramikbeiga­ben des achten bis sechsten vorchristlichen Jahrhunderts in den Hügelres­ten und deren Umfeld entdeckt. Zusammen mit den Funden aus den Vor­jahren sind nun mindestens 29 Grabfunde dieses Gräberfeldes nachgewie­sen.

Zur Überraschung des Gra­bungsteams kamen in den Hügeln auch drei Kör­pergräber mit typischen Bronzenadeln der mittleren Bronzezeit als Grab­beigaben zum Vorschein. Sie zeigen, dass bereits etwa zwischen 1600 und 1300 v. Chr. die ersten Grabhügel an diesem Platz angelegt wurden, an dem frühe Kelten um 600 v. Chr. wieder Hügel aufschütteten. „Die Ausgrabun­gen haben sich sehr gelohnt. Obwohl die Grabhügel schon vor langer Zeit völlig eingeebnet wurden, konnten wir noch zahlreiche bis zu 3500 Jahre alte Gräber bergen. Auch die Zusammenarbeit mit der Neubauleitung Sin­gen war wieder vorbildlich, sodass wir die vorgezogenen archäologischen Untersuchungen pünktlich vor Ostern beenden konnten“, fasst Kreisarchäo­loge Dr. Jürgen Hald die Ergebnisse zusammen. Zeitliche Verzögerungen für den weiteren Bauablauf wurden dadurch vermieden.